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Tabakprävention in Deutschland

Lieber Burkhard, irgendwie bekommt man den Eindruck, dass die Tabakprävention in Deutschland zum überwiegenden Teil aus Bundesinitiativen und Kampagnen besteht. Seltsam, dass die Initiativen allesamt relativ wirkunglos sind. Trotzdem scheinst Du weiterhin nach dem Motto "viel hilft viel" vorzugehen. Es wird eine Kampagne nach der anderen ins Leben gerufen ohne zu hinterfragen, ob die bisherigen Kampagnen zielführend waren. Darum habe ich das jetzt mal für Dich gemacht, lieber Burkhard. Schauen wir mal was die Tabakprävention so alles erreicht hat ...

Die Kampagnen "Be Smart - Don't Start" und "Klasse 2000"

Seit 2015 unterstützt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) das Projekt "Klasse2000". Die BZgA stellt dabei jährlich Sachleistungen im Wert von bis zu 500.000 € zur Verfügung.

Auch der Klassenwettbewerb zur Förderung des Nichtrauchens "Be Smart - Don't Start", welcher bereits im Jahr 1997 gestartet wurde, wird von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) fortlaufend gefördert.

Laut einer Publikation des Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) erreichten die beiden Kampagnen jedoch nur einen sehr geringen Prozentsatz der Kinder und Jugendlichen. Die Kampagnen leisten somit insgesamt keinen signifikanten Beitrag bei der Tabakprävention.

"Die beiden größten schulischen deutschen Tabakpräventi­onsprogramme erreichen demnach nur einen geringen Anteil aller Kinder und Jugendlichen. An 85 Prozent der Erstklässler und 91 Prozent der 11- bis 14-Jährigen gehen die Präventions­programme vorbei. Sie können daher in Deutschland – wenn überhaupt – nur einen geringen Beitrag zum Rückgang des Raucheranteils unter Jugendlichen geleistet haben."

Quelle: DKFZ


Bundesinitiative "Rauchfrei Leben"

Zwei weitere Initiativen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sind rauch-frei.info und rauchfrei-info.de. Während sich rauch-frei.info präventiv an Kinder und Jugendliche richtet, zielt rauchfrei-info.de auf erwachsene Raucher ab die einen Rauchstopp planen. Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betreibt zusätzlich noch die rauchfrei-Hotline, eine kostenlose Servicenummer zur Unterstützung des Rauchstopps.

Auf der 15. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle (2017) des Deutschen Krebsforschungszentrums in Heidelberg wurden Zahlen und Daten zur rauchfrei-Hotline vorgestellt.

Der Titel des Vortrags war "Inanspruchnahme der BZgA-Telefonberatung zum Rauchstopp". Dabei wurde erklärt, dass zum damaligen Zeitpunkt 13 Berater an der Hotline mit vier Telefonleitungen tätig sind. Monatlich gibt es zwischen 3.000 - 4.000 Anrufe von denen 81 Prozent lediglich Beschwerden über Schockbilder, Scherzanrufe oder Testanrufe sind. Lediglich 19 Prozent der Anrufer wollen sich ernsthaft über einen Rauchstopp informieren.

Erschreckend: Nur ein Bruchteil dieser 19 Prozent hören tatsächlich erfolgreich mit dem Rauchen auf.

▶️ Leider wurden die Folien dieses Vortrags nie veröffentlicht.


Bei der 19. Deutschen Konferenz für Tabakkontrolle im Jahr 2021 wurden dann die Ergebnisse der Bundesinitiative „Rauchfrei leben“ präsentiert.

In dem Vortrag "Die Kampagne der Drogenbeauftragten Rauchfrei leben" wurde berichtet, dass im Jahr 2021 über eine Million Euro für Webseiten, Werbung und Werbematerial ausgegeben wurde. Alleine auf die Webseite deine Chance entfielen dabei rund 722 Tsd. Euro.

Fazit: Nicht einmal 15% der Raucher in Deutschland haben die Kampagne überhaupt wahrgenommen. Lediglich 2% der Raucher gaben an, dass sie durch die Kampagne motiviert wurden einen Rauchstopp zu versuchen. Solide Zahlen darüber, wieviele Raucher dank der Bundesinitiative tatsächlich zum Nichtraucher geworden ist, gibt es nicht.

▶️ Auch die Folien dieses Vortrags wurden bis heute nicht vom DKFZ veröffentlicht.


Kampagne "Rauchfrei leben - deine chance"

Neuestes Projekt des Drogenbeauftragten ist die Kampagne Rauchfrei Leben - Deine Chance. Laut Kampagnen-Homepage hat der Haushaltsgesetzgeber für die Bundesinitiative „Deine Chance“ für das Haushaltsjahr 2022 rund 1 Mio. Euro zur Verfügung gestellt.

Auf der 20. Konferenz für Tabakkontrolle in Heidelberg wurden dann die Ergebnisse der Kampagne für das Jahr 2021 vorgestellt. Das DKFZ schreibt dazu im Newsletter Nr. 89 vom Dezember 2022:

"Welchen Effekt die Bundesinitiative „Rauchfrei leben – Deine Chance“ bislang hatte, wurde von Daniel Kotz, Düsseldorf und seiner Arbeitsgruppe untersucht. Die Erwartungen müssen dem eher überschaubaren Budget in der Größenordnung von einer Million Euro angepasst werden; knapp 15 % der im Rahmen von der DEBRA-Studie Befragten gaben an, die Kampagne wahrgenommen zu haben, und davon haben knapp 14 % in der Folge über einen Rauchstopp nachgedacht. Messbare Effekte auf die Motivation oder konkrete Rauchstoppversuch konnten nicht ermittelt werden.

Quelle: DKFZ Newsletter Nr. 89 / Dezember 2022