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Das dogmatische Festhalten an der Abstinenz als einziges Therapieziel ist vielfach kontraproduktiv

https://doi.org/10.4414/saez.2019.18151

In den letzten 20 Jahren hat sich in der Suchtmedizin die Erkenntnis durchgesetzt, dass die Abstinenz nicht das einzige Therapieziel sein darf und dass das dogmatische Festhalten daran vielfach sogar kontraproduktiv ist.

Das vorrangige und erklärte Ziel bei einer Schadensminderung ist es, die negativen Konsequenzen des Konsums so gering wie möglich zu halten. Damit Raucher jedoch auf E-Zigaretten umsteigen und möglichst vollständig auf herkömmliche Zigaretten verzichten, müssen die Geräte bezüglich Förderleistung optimiert sein und die per ­E-Zigarette zugeführte Nikotindosis muss derjenigen vor dem Umstieg entsprechen. Die aktuell hohen Zahlen an Dual Usern könnten ein Hinweis auf einen generell zu niedrigen Nikotingehalt in E-Zigaretten sein.

Ein Verbot von E-Zigaretten und Liquids wäre nicht zielführend. Prohibition als Massnahme gegen Substanzkonsum hat sich noch nie bewährt, wie wir vom jahrzehntelangen und erfolglosen «War on Drugs» wissen. Notwendig ist vielmehr ein gut regulierter Markt für alle Formen des Nikotinkonsums. Spielt sich der Markt für Nikotinprodukte hin­gegen im illegalen Bereich ab, was im Internetzeitalter nicht zu verhindern wäre, verlieren Prävention und Medizin sowohl die Kontrolle über die erhältlichen Produkte als auch an Einflussmöglichkeiten auf die Konsumierenden.

https://doi.org/10.4414/saez.2019.18151

Bruggmann, P., Kind, J., & Beck, T. (2019). Mit einer Stimme sprechen. Schweizerische Ärztezeitung 100(40):1341–42, doi:10.4414/saez.2019.18151