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E-Zigaretten-Entzug kann zu langanhaltenden Verhaltensänderungen führen

Die Studie untersuchte, wie sich der Entzug von E-Zigaretten (e-CIG) im Vergleich zum Entzug von herkömmlichen Zigaretten (CIG) auf Verhalten und Gehirnchemie von Mäusen auswirkt. Die Ergebnisse zeigten, dass der Entzug von e-CIG und CIG zu frühzeitigen Verhaltensänderungen wie Gedächtnisproblemen, erhöhter Angst und zwanghaftem Verhalten führte, die bis zu 60-90 Tage andauerten. Zudem traten erst 15-30 Tage nach dem Entzug von e-CIG und CIG auch Veränderungen im Zusammenhang mit Aufmerksamkeit und Depression auf, die bis zu 90 Tage anhielten. Auf molekularer Ebene wurden Veränderungen in bestimmten Botenstoffen im Gehirn festgestellt, die mit den Verhaltensänderungen korrelierten.

Anmerkung: Die Studie wurde nur an Mäusen durchgeführt, daher können die Ergebnisse nicht direkt auf den Menschen übertragen werden. Die Exposition gegenüber den E-Liquids erfolgte bei den Mäusen auf eine andere Weise als bei menschlichen E-Zigarettennutzern. Möglicherweise wurden die Mäuse mit einer hohen Dosis an Nikotin behandelt, die möglicherweise höher ist als die Menge an Nikotin, die typischerweise von Menschen durch E-Zigaretten konsumiert wird. Die Mäusen wurden automatisch erzeugtem Aerosol ausgesetzt, was generell kritisch zu betrachten ist. Während ein menschlicher Konsument sofort mit dem Konsum aufhört, wenn der Verdampfer trockenläuft (Liquidmangel/Nachflussmangel) oder Überhitzt (falsche Einstellung), bleibt ein Tier weiterhin den potenziell schadstoffbelasteten Expositionen ausgesetzt.


Zusammenfassung

Die Raucherentwöhnung führt zu einem Entzugssyndrom, das mit Angstzuständen, Depressionen und beeinträchtigten neurokognitiven Funktionen einhergeht. Über den Entzug von E-Zigaretten (e-CIG) ist jedoch viel weniger bekannt. Wir untersuchten bei Balb/c-Mäusen die verhaltensmäßigen und neurochemischen Auswirkungen des Entzugs über einen Zeitraum von bis zu 90 Tagen nach einer siebenwöchigen intermittierenden Exposition gegenüber e-CIG-Dampf oder Zigarettenrauch (CIG). Der Entzug von e-CIG und CIG führte zu frühen Verhaltensänderungen wie Defiziten im räumlichen Gedächtnis (räumliche Objekterkennung), erhöhter Angst (elevated plus maze test) und zwanghaftem Verhalten (Marmorvergrabungs-Test), die 60-90 Tage lang anhielten. Insbesondere aufmerksamkeitsbezogene (virtuelle Objekterkennungsaufgabe) und depressionsähnliche Verhaltensweisen (Schwanzaufhängung und Saccharosepräferenztest) traten erst 15-30 Tage nach dem Entzug auf und hielten bis zu 90 Tage lang an. Auf der Ebene des Hippocampus waren die durch den Entzug induzierten Veränderungen der AMPA-Rezeptor-Untereinheiten GluA1 und GluA2/3, des PSD95-Proteins, des Corticotropin-Releasing-Faktors (Crf) und des Crf-Rezeptors 1 (CrfR1) mRNA biphasisch: Die AMPA-Rezeptor-Untereinheit und die PSD95-Proteinspiegel blieben zunächst unverändert und nahmen nach 60-90 Tagen ab, während die Crf/CrfR1-mRNA-Spiegel zunächst anstiegen und dann nach 60 Tagen deutlich abnahmen. Diese späten Abnahmen korrelierten mit den Verhaltensbeeinträchtigungen, insbesondere mit dem Auftreten depressionsähnlicher Verhaltensweisen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass erhebliche Verhaltens- und neurochemische Veränderungen fortbestehen oder sogar erst spät nach dem Entzug einer chronischen CIG-Rauch- oder e-CIG-Dampfexposition auftreten, und unterstreichen, wie wichtig es ist, ähnliche Studien an Menschen, einschließlich e-CIG-Vapern, durchzuführen.

https://doi.org/10.1016/j.phrs.2020.104941

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32450347/

Ponzoni L, Braida D, Carboni L, et al. Persistent cognitive and affective alterations at late withdrawal stages after long-term intermittent exposure to tobacco smoke or electronic cigarette vapour: Behavioural changes and their neurochemical correlates. Pharmacol Res. 2020;158:104941. doi:10.1016/j.phrs.2020.104941