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E-Zigarettenabhängigkeit bei deutschen Jugendlichen sehr gering im Vergleich zu anderen Substanzen

In dieser Studie wurde die Prävalenz von Substanzgebrauchsstörungen bei deutschen Jugendlichen untersucht. Dabei wurden 12-Monats-Prävalenzraten für Substanzgebrauchsstörungen ermittelt und Zusammenhänge mit Achtsamkeit, Stress, Impulsivität, Sensation Seeking und psychopathologischen Symptomen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Substanzgebrauchsstörungen bei deutschen Jugendlichen weit verbreitet sind und mit verschiedenen Faktoren wie Achtsamkeit und psychopathologischen Symptomen in Verbindung stehen. Die Prävalenz von E-Zigarettenabhängigkeit war mit 0,1% sehr gering im Vergleich zu anderen Substanzen.


Der Anteil der Jugendlichen, die die Kriterien für eine Zigarettenabhängigkeit erfüllten, war um ein Vielfaches höher als bei E-Zigaretten, die in der vorliegenden Studie eine relativ geringe Rolle spielten.

Arnaud, European Child and Adolescent Psychiatry 2023

Zusammenfassung

Das Jugendalter ist eine kritische Phase für die Entwicklung von Substanzkonsumstörungen (SUDs). Für Europa und Deutschland gibt es nur wenige Daten zum problematischen Substanzkonsum aus repräsentativen Jugendstichproben. Die Eigenschaft Achtsamkeit spielt eine wichtige Rolle bei der Abpufferung von substanzkonsumbezogenen Problemen und damit verbundenen Defiziten bei der Selbstregulation. Ziel dieser Studie ist es, die 12-Monats-Prävalenzraten für problematischen Substanzkonsum in einer repräsentativen Stichprobe von Jugendlichen in Deutschland zu schätzen und Zusammenhänge mit Achtsamkeit und verwandten Faktoren wie Stress, Impulsivität, Sensationslust und psychopathologischen Symptomen zu untersuchen. Eine Stichprobe von 4001 Jugendlichen im Alter von 12-18 Jahren aus Deutschland wurde auf der Grundlage der DSM-IV-Diagnosekriterien für SUDs befragt. Logistische Regressionsanalysen wurden verwendet, um Zusammenhänge mit achtsamkeitsbezogenen Variablen zu untersuchen. Bei 11,2 % der Jugendlichen wurde mindestens eine der untersuchten SUDs diagnostiziert. Alkoholkonsumstörungen wiesen die höchste Prävalenzrate auf (10,1 %), gefolgt von Cannabiskonsumstörungen (2,6 %). Bei beiden Substanzen wurden die Kriterien für Missbrauch etwa doppelt so häufig erfüllt wie die für Abhängigkeit. Die Prävalenz der Zigarettenabhängigkeit lag bei 1,7 %, während die Prävalenz der E-Zigarettenabhängigkeit nur 0,1 % betrug. Die Prävalenzraten waren bei männlichen Jugendlichen höher und nahmen mit dem Alter zu. Die SUD-Prävalenz stand auch in Zusammenhang mit Achtsamkeit, Impulsivität und Sensationslust sowie externalisierenden Symptomen der Psychopathologie. Die statistisch signifikanten Assoziationen variierten zwischen den verschiedenen SUDs. SUDs scheinen unter deutschen Jugendlichen sehr weit verbreitet zu sein. Die Ergebnisse haben Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit im Hinblick auf den Behandlungsbedarf und Präventionsmaßnahmen in der jugendlichen Bevölkerung in Deutschland.

https://doi.org/10.1007/s00787-023-02173-0

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36853515/

Arnaud N, Wartberg L, Simon-Kutscher K, Thomasius R; IMAC-Mind Consortium. Prevalence of substance use disorders and associations with mindfulness, impulsive personality traits and psychopathological symptoms in a representative sample of adolescents in Germany [published online ahead of print, 2023 Feb 28]. Eur Child Adolesc Psychiatry. 2023;1-15. doi:10.1007/s00787-023-02173-0