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E-Zigaretten sind in Deutschland die am häufigsten genutzte Methode beim Rauchstopp

Nur etwa jeder fünfte Raucher in Deutschland versucht mindestens einmal im Jahr mit dem Rauchen aufzuhören, und diese Versuche werden oft nicht mit evidenzbasierten Methoden unterstützt. Eine Studie analysierte Daten von 19 Befragungswellen zwischen 2016 und 2019 und stellte fest, dass nur 19,9% der aktuellen Raucher und neuen Ex-Raucher im vergangenen Jahr einen Rauchstoppversuch unternahmen. Von diesen nutzten nur 13,0% evidenzbasierte Methoden, wobei die elektrische Zigarette die am häufigsten einzeln genutzte Methode war. Raucher mit stärkerer Tabakabhängigkeit griffen eher auf evidenzbasierte Methoden zurück, und Raucher mit höherem Einkommen nutzten häufiger pharmakologische Therapien. Die Autoren betonen die Notwendigkeit, evidenzbasierte Therapien von Krankenkassen zu unterstützen, um eine gleichberechtigte Behandlung aller Raucher zu gewährleisten.


Die relativ am häufigsten einzeln genutzte, nichtevidenzbasierte Unterstützungsform war die E-Zigarette mit insgesamt 10,2 %

Kotz, Deutsches Ärzteblatt 2020

Zusammenfassung

Hintergrund: Leitlinien empfehlen verschiedene evidenzbasierte Methoden zur Tabakentwöhnung. Ziel dieser Studie war eine für Deutschland repräsentative Analyse des Anteils der Raucher, die mindestens einen Rauchstoppversuch im Jahr unternehmen, der Nutzung evidenzbasierter und sonstiger Rauchstoppmethoden sowie möglicher Assoziationen dieser Nutzung mit dem Grad der Tabakabhängigkeit und sozioökonomischen Merkmalen.

Methode: Es wurden 19 Erhebungswellen von Juni/Juli 2016 bis Juni/Juli 2019 der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) ausgewertet. Aktuelle Raucher und neue Ex-Raucher (< 12 Monate rauchfrei) wurden zu Rauchstoppversuchen im vergangenen Jahr und zu genutzten -methoden beim letzten Versuch (Mehrfachnennung möglich) befragt. Der Grad der Tabakabhängigkeit wurde bei aktuellen Rauchern mit dem Heaviness of Smoking Index gemessen.

Ergebnisse: Von 11 109 aktuellen Rauchern und 407 neuen Ex-Rauchern hatten 19,9 % (95-%-Konfidenzintervall: [19,1; 20,6]) im vergangenen Jahr mindestens einen Rauchstoppversuch unternommen. Hiervon hatten 13,0 % [11,6; 14,5] bei ihrem letzten Versuch mindestens eine evidenzbasierte Methode genutzt. Bei stärkerer Tabakabhängigkeit stieg die Wahrscheinlichkeit, auf evidenzbasierte Methoden zurückzugreifen (Odds Ratio [OR] = 1,27 [1,16; 1,40]). Eine Pharmakotherapie (Nikotinersatztherapie, Medikamente) wurde mit steigendem Einkommen häufiger genutzt (OR = 1,44 pro 1 000 Euro [1,28; 1,62]). Die relativ am häufigsten einzeln genutzte Unterstützungsform war die elektrische Zigarette (10,2 % [9,0; 11,6]).

Schlussfolgerung: Nur jeder fünfte Raucher in Deutschland unternimmt mindestens einen Rauchstoppversuch im Jahr. Diese Versuche werden selten evidenzbasiert unterstützt und haben daher schlechte Erfolgschancen. Hohe individuell zu tragende Therapiekosten benachteiligen sozioökonomisch schwächere Raucher, weshalb die Kostenübernahme evidenzbasierter Therapien durch Krankenkassen auch im Sinne einer Gleichbehandlung dringend notwendig ist.

https://doi.org/10.3238/arztebl.2020.0007

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32008606/

Kotz D, Batra A, Kastaun S: Smoking cessation attempts and common strategies employed—a Germany-wide representative survey conducted in 19 waves from 2016 to 2019 (The DEBRA Study) and analyzed by socioeconomic status. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 7–13. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0007