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Ein Factsheet der DEBRA hat sich mit dem E-Zigarettenkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in dem Zeitraum Juni 2016 bis November 2021 beschäftigt. Dabei wird deutlich, dass das Interesse von Minderjährigen an E-Zigaretten erneut zurückgegangen ist. Im Jahr 2021 lag die Nutzung lediglich bei 0,5 Prozent.

https://www.debra-study.info/wp-content/uploads/2022/02/Factsheet-07-v5.pdf

Univ.-Prof. Dr. Daniel Kotz, Yekaterina Pashutina, PD Dr. Sabrina Kastaun | Aktueller E-Zigarettenkonsum unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen über den Zeitraum Juni 2016 bis November 2021 | Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf | Bundesministerium für Gesundheit | www.debra-study.info

Laut der vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten DEBRA Studie (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten) ist die Prävalenz der E-Zigarettennutzung unter Jugendlichen erneut gesunken und hat im Dezember 2021 mit 0,5 Prozent einen historischen Tiefststand erreicht.

https://www.debra-study.info

DEBRA study – Deutsche Befragung zum Rauchverhalten - Prävalenz aktueller E-Zigarettennutzung, www.debra-study.info

Ein Großteil der aktuellen Raucher (61%) hat keine Motivation für einen Rauchstopp. Lediglich 6% haben einen starken Wunsch mittel- bis kurzfristig mit dem Rauchen aufzuhören.

https://www.debra-study.info/wp-content/uploads/2022/02/Factsheet-05-v7-1.pdf

Univ.-Prof. Dr. Daniel Kotz, Yekaterina Pashutina, PD Dr. Sabrina Kastaun | Die Motivation zum Rauchstopp Skala (MRS) zur Vorhersage zukünftiger Rauchstoppversuche | Institut für Allgemeinmedizin (ifam), Schwerpunkt Suchtforschung und klinische Epidemiologie, Centre for Health and Society (chs), Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf | Bundesministerium für Gesundheit | www.debra-study.info

Die E-Zigarette ist in Deutschland die am häufigsten von Rauchern selbst gewählte Methode zur Unterstützung beim Rauchstopp. Es ist wichtig, Tabakrauch und Nikotin voneinander zu trennen, da Tabakrauch viele schädliche Chemikalien enthält, während Nikotin hauptsächlich für die Abhängigkeit verantwortlich ist. Die Nikotinersatztherapie, zu der auch die E-Zigarette gehört, hat sich in vielen klinischen Studien als wirksam erwiesen. Im Vergleich zur herkömmlichen Zigarette ist die E-Zigarette weniger schädlich, aber nicht risikofrei. Studien haben gezeigt, dass E-Zigaretten in einigen Fällen sogar wirksamer sind als Nikotinersatztherapie.

Anmerkung: Es handelt sich hierbei um ein Schlusswort zu einer vorherigen Studie der Autoren.


Um Chancen und Risiken der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung einordnen zu können, ist es wichtig, Tabakrauch und Nikotin der herkömmlichen Zigarette voneinander zu trennen.

Kotz, Deutsches Ärzteblatt 2020

Schlusswort

Wir berichten, dass die E-Zigarette die in Deutschland derzeit am häufigsten, von Rauchern selbst initiierte, Unterstützungsform zum Rauchstopp ist. Um Chancen und Risiken der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung einordnen zu können, ist es wichtig, Tabakrauch und Nikotin der herkömmlichen Zigarette voneinander zu trennen.

Tabakrauch enthält etwa 5 000 Chemikalien, von denen nachgewiesenermaßen mindestens 98 karzinogene, kardiovaskuläre oder respiratorische Effekte haben. Tabakrauch schädigt nahezu jedes Organ im menschlichen Körper und ist der größte vermeidbare Risikofaktor für eine Vielzahl von Erkrankungen, was zu einer verminderten Lebensqualität und einem frühzeitigen Tod führen kann. Das Nikotin im Tabak ist hauptsächlich für die Abhängigkeitsentwicklung und die Entzugssymptomatik verantwortlich, hat jedoch im Vergleich zum Tabakrauch ein relativ geringes Schadenspotenzial. Eine klinische Studie mit über 3 000 Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung beispielsweise zeigte keine Assoziation zwischen der Anwendung von Nikotinersatztherapie, auch über Zeiträume von bis zu 5 Jahren, und kardiovaskulären Erkrankungen oder anderen ernsthaften Ereignissen.

Bei der Beendigung des Rauchens geht es also primär darum, den Konsum von Tabak und die damit einhergehende Inhalation von Tabakrauch vollständig und dauerhaft zu beenden. Leider gestaltet sich die Tabakabstinenz wegen des Suchtpotenzials des Nikotins extrem schwierig. Pharmakologische Unterstützungsformen haben zum Ziel, Symptome zu lindern, die hauptsächlich durch den Entzug von Nikotin entstehen, und sollen somit einem Rückfall vorbeugen. Hier setzt auch die Nikotinersatztherapie an; eine sehr etablierte Unterstützungsform, deren Wirksamkeit in mehr als 130 klinischen Studien an über 64 000 Rauchern bewiesen wurde.

Vom Prinzip ähnelt die E-Zigarette einer Nikotinersatztherapie; das Nikotin der Tabakzigarette wird substituiert, ohne die schädlichen Nebenwirkungen des Tabakrauchs. Im Unterschied zur Nikotinersatztherapie, die überwiegend per Pflaster, Kaugummi oder Mundspray erfolgt, bleibt dabei aber der Verstärkereffekt der Nikotinaufnahme weitgehend erhalten, die Entkoppelung der Art der Nikotinzufuhr von der Wirkung des Nikotins findet nicht statt. Darüber hinaus sind E-Zigaretten keinesfalls risikofrei, jedoch um ein vielfaches weniger schädlich als Tabakrauch. Zahlreiche Studien aus unterschiedlichen Ländern zeigen, wie auch unsere aktuelle Studie aus Deutschland, dass die E-Zigarette bei Rauchern eine populäre Form zur Unterstützung des Rauchstopps ist. Unsere Daten zeigen übrigens auch, dass die Hälfte der Raucher in Deutschland, die eine E-Zigarette zur Unterstützung des Rauchstopps einsetzen, dabei Liquids ohne Nikotin verwenden.

Die ersten randomisierten, kontrollierten Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von E-Zigaretten bei der Tabakentwöhnung konnten nachweisen, dass E-Zigaretten gegenüber Placebo die langfristige Tabakabstinenz erhöhen können, ohne dass im Studienzeitraum ernsthafte Nebenwirkungen auftraten. In der neuesten und bislang größten Studie waren E-Zigaretten hinsichtlich der Abstinenz von Tabakprodukten sogar der Nikotinersatztherapie überlegen. Allerdings zeigte diese Studie auch, dass ein großer Teil der Konsumenten der E-Zigaretten diese nach einem Jahr noch immer nutzte.

https://doi.org/10.3238/arztebl.2020.0299

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32530416/

Kotz D, Batra A, Kastaun S. Smoking Cessation Attempts and Common Strategies Employed. Dtsch Arztebl Int. 2020 Jan 6;117(1-2):7-13. doi: 10.3238/arztebl.2020.0007. PMID: 32008606; PMCID: PMC7008148.

Nur etwa jeder fünfte Raucher in Deutschland versucht mindestens einmal im Jahr mit dem Rauchen aufzuhören, und diese Versuche werden oft nicht mit evidenzbasierten Methoden unterstützt. Eine Studie analysierte Daten von 19 Befragungswellen zwischen 2016 und 2019 und stellte fest, dass nur 19,9% der aktuellen Raucher und neuen Ex-Raucher im vergangenen Jahr einen Rauchstoppversuch unternahmen. Von diesen nutzten nur 13,0% evidenzbasierte Methoden, wobei die elektrische Zigarette die am häufigsten einzeln genutzte Methode war. Raucher mit stärkerer Tabakabhängigkeit griffen eher auf evidenzbasierte Methoden zurück, und Raucher mit höherem Einkommen nutzten häufiger pharmakologische Therapien. Die Autoren betonen die Notwendigkeit, evidenzbasierte Therapien von Krankenkassen zu unterstützen, um eine gleichberechtigte Behandlung aller Raucher zu gewährleisten.


Die relativ am häufigsten einzeln genutzte, nichtevidenzbasierte Unterstützungsform war die E-Zigarette mit insgesamt 10,2 %

Kotz, Deutsches Ärzteblatt 2020

Zusammenfassung

Hintergrund: Leitlinien empfehlen verschiedene evidenzbasierte Methoden zur Tabakentwöhnung. Ziel dieser Studie war eine für Deutschland repräsentative Analyse des Anteils der Raucher, die mindestens einen Rauchstoppversuch im Jahr unternehmen, der Nutzung evidenzbasierter und sonstiger Rauchstoppmethoden sowie möglicher Assoziationen dieser Nutzung mit dem Grad der Tabakabhängigkeit und sozioökonomischen Merkmalen.

Methode: Es wurden 19 Erhebungswellen von Juni/Juli 2016 bis Juni/Juli 2019 der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA) ausgewertet. Aktuelle Raucher und neue Ex-Raucher (< 12 Monate rauchfrei) wurden zu Rauchstoppversuchen im vergangenen Jahr und zu genutzten -methoden beim letzten Versuch (Mehrfachnennung möglich) befragt. Der Grad der Tabakabhängigkeit wurde bei aktuellen Rauchern mit dem Heaviness of Smoking Index gemessen.

Ergebnisse: Von 11 109 aktuellen Rauchern und 407 neuen Ex-Rauchern hatten 19,9 % (95-%-Konfidenzintervall: [19,1; 20,6]) im vergangenen Jahr mindestens einen Rauchstoppversuch unternommen. Hiervon hatten 13,0 % [11,6; 14,5] bei ihrem letzten Versuch mindestens eine evidenzbasierte Methode genutzt. Bei stärkerer Tabakabhängigkeit stieg die Wahrscheinlichkeit, auf evidenzbasierte Methoden zurückzugreifen (Odds Ratio [OR] = 1,27 [1,16; 1,40]). Eine Pharmakotherapie (Nikotinersatztherapie, Medikamente) wurde mit steigendem Einkommen häufiger genutzt (OR = 1,44 pro 1 000 Euro [1,28; 1,62]). Die relativ am häufigsten einzeln genutzte Unterstützungsform war die elektrische Zigarette (10,2 % [9,0; 11,6]).

Schlussfolgerung: Nur jeder fünfte Raucher in Deutschland unternimmt mindestens einen Rauchstoppversuch im Jahr. Diese Versuche werden selten evidenzbasiert unterstützt und haben daher schlechte Erfolgschancen. Hohe individuell zu tragende Therapiekosten benachteiligen sozioökonomisch schwächere Raucher, weshalb die Kostenübernahme evidenzbasierter Therapien durch Krankenkassen auch im Sinne einer Gleichbehandlung dringend notwendig ist.

https://doi.org/10.3238/arztebl.2020.0007

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32008606/

Kotz D, Batra A, Kastaun S: Smoking cessation attempts and common strategies employed—a Germany-wide representative survey conducted in 19 waves from 2016 to 2019 (The DEBRA Study) and analyzed by socioeconomic status. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 7–13. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0007