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E-Zigaretten haben ein geringes Schadenspotenzial und sind wirksam beim Rauchstopp

Die E-Zigarette ist in Deutschland die am häufigsten von Rauchern selbst gewählte Methode zur Unterstützung beim Rauchstopp. Es ist wichtig, Tabakrauch und Nikotin voneinander zu trennen, da Tabakrauch viele schädliche Chemikalien enthält, während Nikotin hauptsächlich für die Abhängigkeit verantwortlich ist. Die Nikotinersatztherapie, zu der auch die E-Zigarette gehört, hat sich in vielen klinischen Studien als wirksam erwiesen. Im Vergleich zur herkömmlichen Zigarette ist die E-Zigarette weniger schädlich, aber nicht risikofrei. Studien haben gezeigt, dass E-Zigaretten in einigen Fällen sogar wirksamer sind als Nikotinersatztherapie.

Anmerkung: Es handelt sich hierbei um ein Schlusswort zu einer vorherigen Studie der Autoren.


Um Chancen und Risiken der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung einordnen zu können, ist es wichtig, Tabakrauch und Nikotin der herkömmlichen Zigarette voneinander zu trennen.

Kotz, Deutsches Ärzteblatt 2020

Schlusswort

Wir berichten, dass die E-Zigarette die in Deutschland derzeit am häufigsten, von Rauchern selbst initiierte, Unterstützungsform zum Rauchstopp ist. Um Chancen und Risiken der E-Zigarette bei der Tabakentwöhnung einordnen zu können, ist es wichtig, Tabakrauch und Nikotin der herkömmlichen Zigarette voneinander zu trennen.

Tabakrauch enthält etwa 5 000 Chemikalien, von denen nachgewiesenermaßen mindestens 98 karzinogene, kardiovaskuläre oder respiratorische Effekte haben. Tabakrauch schädigt nahezu jedes Organ im menschlichen Körper und ist der größte vermeidbare Risikofaktor für eine Vielzahl von Erkrankungen, was zu einer verminderten Lebensqualität und einem frühzeitigen Tod führen kann. Das Nikotin im Tabak ist hauptsächlich für die Abhängigkeitsentwicklung und die Entzugssymptomatik verantwortlich, hat jedoch im Vergleich zum Tabakrauch ein relativ geringes Schadenspotenzial. Eine klinische Studie mit über 3 000 Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung beispielsweise zeigte keine Assoziation zwischen der Anwendung von Nikotinersatztherapie, auch über Zeiträume von bis zu 5 Jahren, und kardiovaskulären Erkrankungen oder anderen ernsthaften Ereignissen.

Bei der Beendigung des Rauchens geht es also primär darum, den Konsum von Tabak und die damit einhergehende Inhalation von Tabakrauch vollständig und dauerhaft zu beenden. Leider gestaltet sich die Tabakabstinenz wegen des Suchtpotenzials des Nikotins extrem schwierig. Pharmakologische Unterstützungsformen haben zum Ziel, Symptome zu lindern, die hauptsächlich durch den Entzug von Nikotin entstehen, und sollen somit einem Rückfall vorbeugen. Hier setzt auch die Nikotinersatztherapie an; eine sehr etablierte Unterstützungsform, deren Wirksamkeit in mehr als 130 klinischen Studien an über 64 000 Rauchern bewiesen wurde.

Vom Prinzip ähnelt die E-Zigarette einer Nikotinersatztherapie; das Nikotin der Tabakzigarette wird substituiert, ohne die schädlichen Nebenwirkungen des Tabakrauchs. Im Unterschied zur Nikotinersatztherapie, die überwiegend per Pflaster, Kaugummi oder Mundspray erfolgt, bleibt dabei aber der Verstärkereffekt der Nikotinaufnahme weitgehend erhalten, die Entkoppelung der Art der Nikotinzufuhr von der Wirkung des Nikotins findet nicht statt. Darüber hinaus sind E-Zigaretten keinesfalls risikofrei, jedoch um ein vielfaches weniger schädlich als Tabakrauch. Zahlreiche Studien aus unterschiedlichen Ländern zeigen, wie auch unsere aktuelle Studie aus Deutschland, dass die E-Zigarette bei Rauchern eine populäre Form zur Unterstützung des Rauchstopps ist. Unsere Daten zeigen übrigens auch, dass die Hälfte der Raucher in Deutschland, die eine E-Zigarette zur Unterstützung des Rauchstopps einsetzen, dabei Liquids ohne Nikotin verwenden.

Die ersten randomisierten, kontrollierten Studien zur Wirksamkeit und Sicherheit von E-Zigaretten bei der Tabakentwöhnung konnten nachweisen, dass E-Zigaretten gegenüber Placebo die langfristige Tabakabstinenz erhöhen können, ohne dass im Studienzeitraum ernsthafte Nebenwirkungen auftraten. In der neuesten und bislang größten Studie waren E-Zigaretten hinsichtlich der Abstinenz von Tabakprodukten sogar der Nikotinersatztherapie überlegen. Allerdings zeigte diese Studie auch, dass ein großer Teil der Konsumenten der E-Zigaretten diese nach einem Jahr noch immer nutzte.

https://doi.org/10.3238/arztebl.2020.0299

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32530416/

Kotz D, Batra A, Kastaun S. Smoking Cessation Attempts and Common Strategies Employed. Dtsch Arztebl Int. 2020 Jan 6;117(1-2):7-13. doi: 10.3238/arztebl.2020.0007. PMID: 32008606; PMCID: PMC7008148.